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A
Achterling
Probekörper in Form einer Acht für die Bindigkeitsprüfung, die aus der Zementprüfung übernommen wurde. Unterteilung in mager, mittel, fett und Ton ergibt meistens schon recht gut, ob der Lehm für das vorgesehene Verfahren geeignet ist
Adobe
Luftgetrocknete Lehmsteine aus feuchtem, oft mit Strohhäcksel stabilisiert Lehm, der in einfachen Holzformen geworfen oder gestampft wird
Alaun
Beiz- und Desinfektionsmittel, das unsere Väter zum Blutstillen nach dem Rasieren benutzt haben, eignet sich als Zugabe zum Kalkanstrich zur Vermeidung von Schimmelpilzbildung und als Grundierung vor Kaseinanstrichen
Armierung
Materialien (pflanzliche, tierische, mineralische und synthetische Fasern, Stäbe, Pfosten usw.) bzw. Techniken zur Bewehrung (Erhöhung der Zugfestigkeit) von Bauelementen.
B
Baubiologie
"Die Herstellung eines gesundheitsfördernden Mikroklimas ist eine Kunst, die bei jedem Gebäude neu geübt werden muss. Materialien, über die wir medizinische Langzeiterfahrungen haben, weil sie uns seit Generationen vertraut sind, sollten nur nach strenger Prüfung durch moderne Baustoffe ersetzt werden. Das ist Baubiologie." schreibt H. König in seinem Buch "Wege zum gesunden Bauen"
Baulehm
Baulehme sind tonhaltige Erden. Sie sind Gemische von Ton mit steinsandigen bis steinigen Bestandteilen, dem Mineralgerüst. Im trockenen Zustand erreichen sie Festigkeiten, die sie für Bauzwecke geeignet machen. Baulehme mit großem Tongehalt heißen fett, Lehme mit einem geringen heißen mager." (DIN 18952)
Bauphysik
Grundlage des klimagerechten Bauens, hauptsächlich in bezug auf das Wärme- und Feuchteverhalten von Baustoffen und die Planung von Bauten zur Schaffung von gesundem und angenehmem Innenraumklima.
Bauststatik
Lehre vom Gleichgewicht der Kräfte, die auf ein Gebäude einwirken; Grundlage der richtigen Form und Dimensionierung von Bauteilen zur Gewährleistung der Stabilität eines Bauwerkes.
Berg- oder Gehängelehm
".. lagert auf den Gesteinen, aus denen er durch Verwitterung entstanden ist oder an den Hängen darunter. Das Mineralgerüst besteht vorwiegend aus kantigen Gesteinstrümmern verschiedener Körnung, die je nach dem Grad der Verwitterung oder der Zusammensetzung des Ursprungsgesteins bei den einzelnen Lagerstätten unterschiedlich sind. (DIN 18952)
Bindemittel
Die Tonmineralien im Lehm sind anderen Bindemitteln im Bauwesen wie Zement, Bitumen, Kalk oder Gips vergleichbar, die alle (außer Gips) ein stabiles Korngerüst aus Sand oder bei Leichtbeton und Leichtlehm luftigeren Zuschlagstoffen wie Blähton, Blähschiefer, etc. benötigen.
Blähton
Kurzfristig bei hohen Temperaturen (> 1.000°C) gebrannter Ton, der durch das eingeschlossene Wasser, das zu Dampf wird, auf das zehn- bis zwanzigfache Volumen aufgebläht wird. Das gleiche Verfahren wird bei Blähglimmer, Blähschiefer, Blähperlite (Vulkangestein) und Schaumglas (aus Recycling) angewandt und ergibt eine Vielzahl von Dämmstoffen, die im Gegensatz zur Mineralwolle bestimmt nicht lungengängig sind und sich als Zuschläge für Mineralleichtlehm eignen.
Blockpresse
manuell- oder motorbetriebene Maschine zur Herstellung von Lehmsteinen mit mechanischen oder hydraulischen Pressen, die in einfacher Form ohne Motor schon für 2.000,- DM, mit Motor allerdings erst ab stolzen 25.000,- DM zu haben sind. Aurampresse Aus einer indischen Handpresse für Lehmsteine wurde sie mit schweizerischer Gründlichkeit in Auroville (Südindien) weiterentwickelt zu einer der besten Handpressen, die z.Z. angeboten werden. (1.400,- DM + ca. 800,- DM Transport + ca. 300,- DM Zoll)
C
Cointeraux
Der französische Baumeister François Cointeraux hat den Lehmstampfbau nicht erfunden, doch seine baulichen Möglichkeiten so interessant beschrieben, dass seine Bücher Ende des 18. Jahrhunderts in mehrere Sprachen übersetzt wurden, und auch in Deutschland eine kurze Blütezeit dieser Bauweise einleitete.
D
Dampfbremse
wasserdichte, dampfbremsende Anstriche, Pappen und Folien mit Beschichtungen aus Teer, Bitumen, Metall oder Kunststoff
Deckleim
Lehm vermischt mit Tierhaaren. "Mit diesem Decklehm kann man nun Wände bewerfen und förmlich abputzen ..." (Meinert 1802)
DIN
Die deutsche Industrienorm gibt die anerkannten Regeln der Baukunst und den Stand der Technik wieder. Unsicherheit ist dadurch entstanden, dass die Lehmbaunorm DIN 18951 im Jahr 1971 ersatzlos zurückgezogen wurde. Deshalb wurde in den letzten Jahren nur vereinzelt mit tragenden Lehmwänden gebaut.Nun lässt sich zwar eine DIN zurückziehen, nicht aber der Stand der Technik, und auch die Bauaufsicht sieht ein, dass"Lehmbau ..., soweit er sich im Rahmen der zurückgezogenen Norm bewegt, bekannt (ist), sodass auf den Nachweis der Brauchbarkeit verzichtet werden kann, ..."Komplizierter, wenn auch nicht unmöglich, ist die Genehmigung von tragenden Lehmwänden.
Dorinsches Lehmflachdach
Der Fabrikant Dorn aus Berlin propagierte um 1835 ein Lehmflachdach. Eine Schicht aus Lehm und Gerberlohe wurde auf eine Bretterschalung aufgebracht und mit Anstrichen aus heißem Steinkohlenteer, Harz und Kolophonium gedichtet. Wenn dieser Flachdachaufbau sich auch nicht bewähren konnte, stellt er doch - neben dem Holzzementdach - einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Bautechnik dar.
Dünner Lehmbroteverfahren
1923 errichtete der Pastor Gustav von Bodelschwingh in Dünne (Kreis Herford) sein eigenes Haus mit Wänden aus "Lehmbroten". Diese Lehmbautechnik hatte er in Ostafrika als Missionar kennen gelernt. Bis 1949 wurde mehr als 300 Siedlungshäuser in dieser Bauweise fertig-gestellt. Beim Dünner Verfahren wurde erst das Dach auf Rundholzstützen errichtet und gedeckt und dann darunter die Außen- und Innenwände aus Lehmbroten aufgeschichtet. Die Lehmbrote von der Größe etwa eines Ziegelsteins wurden auf Tischen mit den Händen geformt und gleich feucht ohne Mörtel verlegt.
E
Erdbetonbau
Eine etwas veraltete Bezeichnung für den Lehmbau, in der noch gegenseitiger Respekt und Vergleichbarkeit mitschwingt.
Erde
Das Wort "Erde" wird heute im deutschen Sprachgebrauch im Zusammenhang mit dem Lehmbau nur noch selten verwandt, war früher jedoch geläufig wie der Buchtitel "Anleitung zur Erd-Bau-Kunst (Pisé-Bau)" des Königl.-Preuß. Regierungs-Bau-Inspektors S. Sachs von 1829 belegt.
Erdzerkleinerer
auch ERDWOLF genannt, eine Maschine, in die vorne klumpiger, steiniger Lehm rein- und hinten verarbeitungsfähiger Lehm herauskommt.
F
Fachgerte
auch Flechtgerte genannt,".. gespaltene Stäbe, welche in den Fachen oder Fächern der Lehmwände um das Fach- oder Stakholz geflochten und mit Lehm, welcher mit Stroh eingeknetet ist, überzogen werden. Die Fachgerten werden gemeiniglich aus häselnen Stäben, die ein Zoll auch wohl etwas darüber stark sind, gemacht. Jeder Stab wird gespalten ..." (Krünitz 1788)
Fachwerkbau
statisch tragender Holzrahmen mit nichttragenden Ausfachungen (mit Lehm oder Ziegel ausgefüllte Wandteile zwischen den Holzrahmen)
Faserlehm
mit pflanzlichen oder tierischen Fasern bewehrter Lehm. H.G.Sieber beschreibt, daß bei dessen Verarbeitung die äußere Wachs-Pektin-Schicht der Fasern durch Bakterien angelöst, die Tonkristalle an die Pektine und Zelluloseketten der äußeren Fibrillenschicht der Fasern angehängt, und so die Festigkeit des Gemisches erhöht wird. Die Bakterien sorgen dabei durch ihren Stoffwechsel für einen leichten Milchsäuregeruch.
Faserlehmplatten
"Aus der beschriebenen Masse zur Feuchteverarbeitung .. werden biegefeste Lehmplatten im Patzverfahren hergestellt. Die Faserstoffbeimengung soll aus Spreu und bis zu 5 cm langem Häcksel bestehen. Die Mindestdicke der Platte beträgt 5 cm. Im allgemeinen werden die Platten 8 bis 10 cm dick hergestellt."(Pollack / Richter)
Fasern
Fast alle Fasern tierischen oder pflanzlichen Ursprungs sind denkbar, um den Lehm zu bewehren, also wie beim Stahlbetonbau seine Biegezugfestigkeit zu erhöhen, bzw. beim Putzen Risse zu vermeiden: Tierhaare wie Schweineborsten, Stroh, Heu, Schilf in unterschiedlichen Längen gehäckselt, kleine Äste und Heidekraut, Kokos- und Sisalfasern genauso wie Tannen - und Kiefernnadeln, Kaff - auch Spreu genannte Reste vom Dreschen - sowie die bei der Fasergewinnung aus Leinen und Hanf anfallenden Schäben und nicht zuletzt Kuhschiet und Pferdeäpfel.
Felchtwerkwände
Flechtwerkwände mit Lehmbewurf - die in Deutschland am häufigsten verwendete Lehmbautechnik - werden nicht zum reinen Lehmbau gerechnet.
Flaschenbau
"Zwischen den tragenden Pfosten, in der Mitte der Wand, werden senkrecht stehende Rundstangen (Bohnenstangen) befestigt und an diesen Stangen Strohlehm in flaschenartigen Gebilden angebracht und zur Wand zurückgedrückt. Auch die Pfosten werden mit Lehm umkleidet, sodass am fertigen Bauwerk außen und innen nur Lehmflächen zu sehen sind."(Niemeyer)
G
Geschiebelehm
"ist ein durch Gletscher auf oft weite Entfernungen verlagerter Lehm. Bei der Verlagerung ist die Zusammensetzung verändert worden. Das Mineralgerüst besteht aus rundlichen Körnungen."(DIN 18952) In unserer Region sind diese Lehme fast überall anzutreffen. Daneben gibt es nur noch vereinzelt Schwemmlehme.
Gilly David
Landbaumeister, Baubeamter, Mitglied des preußischen Oberbaudepartements und Dozent für Architektur (1748 - 1808), setzte sich besonders dafür ein, Häuser mit massiven Lehmwänden zu bauen und die Dächer mit Lehmschindeln zu decken. Unter seinen Publikationen war das "Handbuch der Landbaukunst" für den Lehmbau in Deutschland von größter Bedeutung. Es erlebte zwischen 1797 und 1836 sechs Auflagen. Sein ehrgeizigstes Lehmbauwerk war das Herrenhaus von Kleinmachnow, dessen Wände aus Lehmsteinen mit einer Ziegelverkleidung bestanden:"In hiesiger Gegend hat ... der Herr von Hacke, auf seinem Landgut Machnow, ein großes herrschaftliches Wohngebäude von zwei Etagen und einem hohem Souterrain von Luftsteinen mit Verblendung der Außenseiten, der Fronten und Giebel aufgeführt. Es sind in diesem Gebäude sogar die innern Scheide- und Mittelmauern im Souterrain ganz von Luftziegeln."Von diesem Haus ist heute nach seiner Zerstörung 1944 leider nur noch ein Haufen Lehm übrig, der auf seine Wiederverwendung wartet.
Gleichgewichtsfeuchte
enthält jeder Baustoff auch im trockenen Zustand. Dort, wo zwei verschiedene Baustoffe zusammentreffen wie etwa Holz und Lehm, nimmt immer der trockenere Baustoff (in unserem Beispiel der Lehm) das anfallende Wasser wie eine gute Windel auf und transportiert es nach außen. Die Gleichgewichtsfeuchte von Lehm liegt bei 4 bis 5%. Da tierische und pflanzliche Schädlinge, wie z. B. Pilze und Hausbock sich nur in einem Klima von über 18% Feuchtigkeit entwickeln bzw. Holz nur befallen, wenn es feuchter ist, schützt der Lehm die von ihm umschlossenen Hölzer und Faserstoffe vor ihnen.
Gleitschalung
schrittweise verschiebbare Schalung für Wand- oder Kuppelkonstruktion aus Stampflehm, der hier wieder mit dem Betonbau ähnlich ist.
Goethe
Da Goethen für alles gut ist, wollen wir hier auch seine Beschreibung des Lehmstampfbaus im West-östlichen Divan zitieren:"getret'ner Quark / wird breit, nicht stark. / Schlägst Du ihn aber mit Gewalt / in feste Form, / nimmt er Gestalt. / Dergleichen Steine wirst Du kennen, / Europäer "Pisé" sie nennen.Als Staatsbeamter der Herzogtums Sachsen-Weimar - hier war der Wellerbau seit Jahrhunderten bodenständig - und als Naturforscher dürfte Goethe den Lehmbau gut gekannt haben. In der Gegend um Weimar sind noch heute viele Lehmbauten zu finden.
Grünling
"im Handstrich oder maschinell hergestellter (Maschinengrünling) ungebrannter Lehmstein" (DIN 18951)
H
Habaner Dachdeckung
Die Habaner - berühmt als gute Handwerker, vor allem Töpfer - waren eine religiöse Minderheit in Südosteuropa. Die Dächer ihrer Häuser deckten sie mit Lehmschindeln. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde diese Dachdeckung unter ihrem Namen in Deutschland propagiert. Man hoffte mit diesen Lehmschindeln die Feuergefährlichkeit der damals üblichen Strohdeckung vermindern zu können.
Heigelin
Der Privatdozent für Baukunst und Kunstgeschichte der Universität Tübingen ließ 1827 in Tübingen eine Lehranstalt für Architektur in Stampflehmbauweise errichten.
Heuneburg
Mehrere hundert Jahre bevor Tacitus eine lateinische Schullektüre über Germanien verfasste, wurde um die keltische Heuneburg (bei Sigmaringen) eine etwa 150 m lange und 3 bis 4 m hohe Burgmauer aus Lehmsteinen mit Lehmmörtel aufgeführt. Die handgeformten Steine hatten die Abmessungen etwa 40x40x7 cm. Am Sockel war die Mauer sieben bis acht Steine stark. Beeindruckend ist die technische und organisatorische Leistung der Bauleute. Es mussten etwa 192.000 Steine geformt werden. Das entspricht 989.000 Steinen in Normalformat. Mit diesen Steinen hätte man etwa 80 bescheidene kleine Siedlungshäuser errichten können. Wahrscheinlich ist weder vorher noch nachher in Deutschland ein so großes Bauwerk aus Lehmsteinen ausgeführt worden.
Holzleichtlehm
Aufgrund der wesentlich besseren Verarbeitungsmöglichkeit wird in den letzten Jahren zunehmend Holzleichtlehm statt Strohleichtlehm verwendet. Holzleichtlehm ist eine Mischung aus ca. zwei dritteln Holzhackschnitzel und einem drittel fettem Baulehm, die in einem gebräuchlichen Betonmischer zusammen gemischt werden. Im Gegensatz zum Strohleichtlehm sackt er kaum und ist wesentlich einfacher herzustellen. Es ist weniger Anmachwasser nötig und damit sind die Trockenzeiten kürzer. Es besteht nicht wie beim Strohleichtlehm die Gefahr, daß der Baustoff sich bei schlechtem Trockenen in Humus zersetzt.
Hut und Stiefel
Die Bauernweisheit "Wenn ein Lehmhaus jahrhundertelang halten soll, muss es einen guten Hut und feste Stiefel haben" hat sicher auch beim modernen Lehmbau nicht ihre Gültigkeit verloren.
Hydrophobierungsmittel
wasserabweisendes Mittel (in der Regel bestehend aus Silikonen, Naturharzen oder Kunstharzen) zum Imprägnieren von Lehm und Naturstein
K
Kalk
ein aus verschiedenen Kalkgesteinen durch Brennen gewonnenes Bindemittel, als Stück- oder Feinkalk erhältlich. Bauern benutzen seit alters her Kalk bzw. (kalkhaltigen) Mergel, um den Boden leichter zu machen, also seine Bindekraft zu schwächen. Deshalb ist Kalkzugabe bei Lehmbauern verpönt, wenngleich in "Entwicklungsländern" dem Lehm mit gutem Erfolg sowohl Kalk als auch Zement beigegeben wird, um seine Festigkeit und Wasserbeständigkeit zu erhöhen.
Kalk-Kasein-Anstrich
besonders resistente Schutzbehandlung von Lehmflächen, ohne wesentliche Beeinträchtigung der Wasserdampfdurchlässigkeit
Kalk-Pisé-Bau
Verfahren zur Herstellung von Stampfwänden, wobei anstelle von Lehm eine Mischung aus Sand und Kalk eingestampft wurde. Das Verfahren wurde in Anlehnung an die Lehmstampfbauweise entwickelt und um 1843 in Deutschland zuerst von Prochnow angewendet.
Kalkschindeldach
Dachdeckung mit Stroh und Kalk, bei der anstelle von Lehm wie beim Lehmschindeldach Kalkmörtel verwendet wurde. Kalkschindeln sind bei Siedlungsbauten in Schlesien durch den Architekten May um 1923 verwandt worden (Tonindustrie-Zeitung)
Kasein
oft auch altertümlich wie dieses natürliche Bindemittel selbst Casein geschrieben. Der wasserunlösliche Eiweiß- und hochwertige Nahrungsbestandteil der Milch, der bei der Milchgerinnung ausfällt, ist die Grundlage für Kaseinkleber, der genauso einzusetzen ist wie die heute gängigen Baukleber, und für Kaseinfarbe, die z.B. mit Kalk vermischt als Kalk-Kaseinfarbe ein hochwertiger, wetter- und wasserbeständiger Anstrich ist.
Kasseler Gewölbe
von Prof. Minke in Kassel entwickelte Gewölbebauweise, bei der ohne Schalung gemauert werden kann, da die Steine nicht soweit angekippt werden, dass eine glatte Innenfläche entsteht.
Kleiber
Kleiber, Klicker, Kleber, Lehmer, Lehmterer, Lehmentierer, Lehmdecker, Lehmwandsetzer, Lehmtreter hießen die Arbeiter, die die Lehmarbeiten an Bauwerken ausführten. Nur selten waren sie Berufshandwerker. Auf dem Lande wurden die Lehmarbeiten meist in Selbst- und Nachbarschaftshilfe ausgeführt.
Kleiberlehm
"... die Wände davon auszukleiben, und die Weller- und Fluhrwände davon aufzusetzen, wozu sicher aller Lehm schickt, wenn er nur nicht kiesig ist, weil dieser sich ungern mit Stroh vermengen lässt."(Zinken 1800)
Kletterschalung
Schalungen, mit denen sich geschosshohe Stampflehmwände in einem Arbeitsgang hochziehen lassen, ohne dass horizontale Schwindrißfugen entstehen
Kornverteilungskurve
(= Sieblinie) grafische Darstellung des Kornaufbaus einer Lehmprobe, aus der man mit einem Blick den Anteil Tonmineralien, Schluff, Feinsand, Sand, Kies und damit die Eignung des Lehms für einen speziellen Zweck ablesen kann.
Krünitz
Wenn Sie heute in einem Lexikon unter dem Stichwort "Lehm" nachschauen, werden Sie nur wenige Zeilen Text finden. Gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das anders. Johann Georg Krünitz zum Beispiel widmete in seiner "Oeconomischen Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-Stadt Haus- und Landwirthschaft" dem Lehm und dem Lehmbau fast dreihundert Seiten und einige Abbildungen. Das demonstriert nicht nur die Bedeutung dieses Baustoffs, sondern auch die Hoffnungen, die man in dieses Material setzte. Mit dem Lehm sollte wertvolles Bauholz eingespart werden. Die "Krünitzens Enzyklopädie" erschien zwischen 1773 und 1858 in 242 Bänden.
Kuhdung
in Norddeutschland auch Kuhschiet genannt, die Geheimwaffe der Lehmbauer, um die Witterungsbeständigkeit des Außenputzes zu erhöhen. Der hohe, kleingemahlene Faseranteil zusammen mit den Eiweißen des Harns - ev. noch in Verbindung mit einem Kaseinanstrich - bringen erstaunliche Resultate als Zusatz zum Kalk- oder Lehmputz.
Kuppel und Gewölbe
aus Lehmsteinen gemauert oder aus Lehm auf einer Lehrschalung gestampft, wurden im 18. und 19. Jahrhundert in Deutschland von einer Reihe von Autoren mit Eifer propagiert. Mit diesen Gewölben sollte die Feuersicherheit der Bauten verbessert und Bauholz gespart werden. Nur selten allerdings wurden Lehmgewölbe wirklich gebaut. Auch hier gibt es eine Renaissanc: Bei dem Wohnhaus Minke in Kassel und dem Projekt artefact in Glücksburg wurden unterschiedliche Kuppeln und Gewölbe aus Lehmsteinen gebaut.
L
Lehm
"Im Bauwesen ist der Lehm ein unentbehrliches Material und wird, in geschlämmten Zustand, gebrannt, zu Ziegelsteinen, an der Luft getrocknet zu Lehm- oder Luftsteinen, mit klein gehacktem Stroh oder Spreue, auch Haaren vermischt zu Lehmwänden, Lehmschindeln, auch an trockenen Orten im Innern der Gebäude zum Abputz der Decken und Wände, besonders aber zu allen Feueranlagen, als Heerden, Back- und anderen Oefen, Brandmauern usw. gebraucht ... Ebenso fertigt man Estriche auf Scheunentennen, Formen aus Eisenguß usw. aus Lehm ... in neuester Zeit ist der wohlfeile und dabei sehr solide Lehmbau, besonders als Pisé wieder in Anwendung gekommen; auch wird der Lehm in neuester Zeit als feuersicheres Deckmaterial für Dächer in Verbindung mit Steinkohlentheer gebraucht"(Baulexikon 1840).
Lehmarten
Auelehm, Berglehm, Gehängelehm, Geschiebelehm, Lößlehm, Mergel, Schlicklehm, Schwemmlehm. Ein Tonteilchen macht einen langen Weg von seiner felsigen Entstehung, bis es irgendwann verbaut wird.
Lehmaufbereitung
Geräte (Erdzerkleinerer, Siebe, Mischer) bzw. Verfahren zur Verwandlung des Rohstoffes Lehm (sowie Zuschlagstoffe, Bindemittel u. ä.) in ein Baumaterial
Lehmbau
"Lehmbauten im Sinne der Lehmbauordnung sind Bauten, bei denen die tragenden Wände aus Lehm sind. "Verzimmertes Fachwerk und Gerippe aus anderen Baustoffen mit Lehmausfachung gelten nicht als Lehmbauten ..." (DIN 18 951)
Lehmbrote
handgeformte Lehmballen - ein von Pastor Bodelschwingh in Dünne/Westfalen entwickeltes Lehmbausystem
Lehmdrahtbauweise
Von Baurat Paetz erfundene und patentierte Lehmbauweise. Es handelte sich um eine Stampfbauweise, bei welcher in jedem Stampfabschnitt verzinktes Drahtgewebe eingelegt und im waagerechten Bereich mit Zementmörtel verstrichen wurde. Das Drahtgewebe sollte der besseren Putzhaftung, der Zementmörtel der besseren Lastverteilung dienen. Das Verfahren war etwa von 1908 bis 1925 in Gebrauch.
Lehmgefache
Wandkonstruktion aus pflanzlichem Flechtwerk und beidseitigem Lehmbewurf, in der Regel als Ausfachung im Fachwerkbau.
Lehmoment
ein blöder Name (stimmt!) für ein gutes neues Produkt der nordischen Naturbau GmbH. Ein Element 11,5 / 62,5 / 100 aus Strohleichtlehm gepresst, zu verschrauben untereinander, zwischen Holzrahmen oder Deckenbalken.
Lehmpatzen
"Lehmpatzen sind die zweite Art von Luftsteinen, die gleichfalls aus nass geschaffter Masse gemacht werden. Sie unterschieden sich bekanntlich von den Luftsteinen dadurch, dass sie mit Stroh durchschafft sind, wodurch sie mehr Consistenz erlangen und größer gemacht werden können." aus Handbuch der neuesten ökonomischen Bauarten von 1827aus Handbuch der neuesten ökonomischen Bauarten von 1827
Lehmprüfverfahren
sowohl Handprüfverfahren als auch Laboruntersuchungen zur Feststellung der Zusammensetzung und Materialeigenschaften von Lehmproben
Lehmquader
Unter Lehmquadern verstand man großformatige Lehmsteine, die gestampft wurden. "Zur Bereitung der Lehmquader und sonstigen gestampften Arbeiten muss man durchaus starke Leute anstellen, dieselben gut bezahlen und ihnen durch Trunk zusetzen, da alle Verrichtungen dabei sehr anstrengend sind, und bei schwächlichen Arbeitern nichts geleistet wird."
Lehmschindeldach
"Lehmschindeldach ist der herkömmliche Name für ein Weichdach aus Stroh, das an der Innenseite eine geschlossene Lehmschicht hat. Es besteht aus einzelnen vorgefertigten Teilen, den Lehmschindeln, die im Verband verlegt sind."
Lehmständerwerk
"Bei Lehmständerwerken ist die Decken- und Dachlast allein auf Rundholzständer oder ähnliches Traggerippe aufzulagern. Die Felder sind mit Lehmsteinen, Leichtlehm, Strohlehm und auf Staken, Reisiggeflecht mit Lehmbewurf oder auf sonstige Art mit Lehm auszufachen."(DIN 18951)
Lehmstränge
in einer Strangpresse hergestellte Lehmwürste, die beim Bau von Wänden und Einbaumöbeln im plastischen Zustand ohne Mörtel verlegt werden, eine schwierige Technik, da der Lehm sehr geschmeidig sein muß, um gute Wülste aus der Maschine zu erhalten, dieser fette und zu feuchte Lehm aber beim Trocknen reißt.
Lehmwickel
mit Strohlehm umwickelte Staken (aus Rundholz, gespaltenem Hartholz oder kräftigen Latten) als Ausfachung in Wand-, Decken- und Dachkonstruktion.
Lehmziegel
Ungebrannte Mauerziegel, hergestellt durch Stampfen, Werfen in eine Holzform (Patzen) oder mit einer Strangpresse. Die Steine sollen aus magerem Lehm sein, im traditionellen Lehmbau z.B. in Arabien wurden sie wegen der höheren Festigkeit gepatzt Mit der Vakuumstrangpresse hergestellte Steine sind für den Lehmbau unbrauchbar.
Leichtlehm
"Leichtlehm ist ein im Gefüge den Leichtplatten aus Holzwolle ähnliches lockeres Gemenge aus dünnflüssigem Lehmmörtel und bis zu 40 cm lang geschnittenem Stroh, wobei der Lehm lediglich als Bindemittel und zur feuerschützenden Umhüllung der den Haupbestandteil bildenden Faserstoffe wirkt ... Das Raumgewicht soll nicht mehr als 900-1200 kg/m3 betragen."
Lößlehm
"ist aus Löß durch Auswaschen des Kalkgehaltes entstanden. Der Löß ist ein klak- und tonhaltiger Feinsand, der durch Stürme von seinem Ursprungsgestein zu seinen Lagerstätten getragen worden ist. Lößlehm hat ein sehr feinkörniges Mineralgerüst und einen geringen Tongehalt."(DIN 18952)
M
Magerquark
fettarmer Weichkäse als Zusatz zum Lehmputz zur Erhöhung der Abriebfestigkeit (s. Kasein), macht sich sonst auch gut mit Erdbeeren
Marmorputz
In Japan werden heute noch Häuser für gehobene Ansprüche wie Teehäuser aus Holzfachwerk mit Lehmausfachung errichtet. Die höchste Kunst besteht in einer dauerhaften, schönen und lebendigen Oberfläche wie Marmorputz, aus Sumpfkalk und Marmormehl mehrmals in dünnsten Schichten aufgezogen und glänzend poliert.
Maschinengrünling
"Der Maschinengrünling aus der Strangpresse ist wegen seiner Überpressung und bisweilen auch künstlivchen Übertrocknung für Lehmbauten ungeeignet."(Pollack / Richter)
Massivbau
selbsttragende Bauweise, z.B. Stampflehm, Lehmziegelmauerwerk, Lehmwellerbau, Adobe, Lehmbrote-Bauweise
Mauken
längeres Liegenlassen (Ziehenlassen) des aufbereiteten Lehms, um die Bindekräfte der tonigen Bestandteile zu erhöhen
Mörtel
breiige Mischung aus Zuschlag (Grob-/Feinsand), Bindemittel (Ton, Kalk, Zement u. ä.) und Wasser als Mauer- oder Putzmörtel
N
Nasslehmformling
Lehmformlinge werden in nassem Zustand verlegt. Auf diese Weise ist es nicht notwendig, die Formlinge in Mörtel zu verlegen. Die Dünner Lehmbrote sind Naßlehmformlinge.
Naturbauweisen
Diese Zeitschrift für zeitgemäßes Bauen erschien 1948 bis ´50 in Berlin im Verlag naturBAUWEISEN in der Neuen Jakobstr. 6 unter ständige Mitarbeit aus ganz Deutschland: Fauth (Wiesbaden), Niemeyer (Nienburg), Wagner (Cottbus). Sie war gleichzeitig Mitteilungsblatt des Deutschen Ausschusses für Lehmbau - Hauptausschuß im Fachnormenausschuß Bauwesen - und des Fachausschusses Lehmbau in der Kammer der Technik Berlin. Die Themen reichten von "der vordringlichen Aufgabe, im Osten unseres Vaterlandes Gehöfte für Neubauern zu schaffen", "Lehmbau unter Verwendung von Trümmersplitt", "Neue Heimstätten durch Selbsthilfe", "Nur im gesunden Stall gesundes Vieh", "Naturbauweisen helfen Bauen" oder "Naturbauweisen helfen Sparen" bis zum Aufruf: "Macht die Dächer dicht".
Neubauernhöfe
Der Befehl Nr.209 der Sowjetischen Militäradministration vom 9.9.47 befahl, 37.000 kleinbäuerische Wirtschaftsstellen im Rahmen der Bodenreform bis Ende 48 zu errichten. Bis Anfang Dez. 48 waren in Naturbauweisen etwa 1.200 Lehm-, 5.100 Bruchstein-, 410 Holzbauten, 1050 Holzschindel- und 50 Lehmschindeldächer gebaut, davon 70 Lehmbauten in Brandenburg. Weitere 1.800 waren im gesamten Territorium begonnen. In Cottbus war eine Lehr- und Versuchsbaustelle für Naturbauweisen mit Außenstelle Brieselang, in Werneuchen eine Lehr- und Beratungsstelle und im Kreis Prenzlau eine Musterbaustelle für Lehmbauweise entstanden. Ende 49 waren in Sachsen-Anhalt ca. 2.000, in Thüringen 1.500 (incl. Ställe und Scheunen), in Mecklenburg 5.000 und in Brandenburg 1.000, insgesamt also rund 10.000 Lehmhäuser fertiggestellt (nach Naturbauweisen)
Ö
Ökologie
ein Schlagwort, mit dem vor zehn oder zwanzig Jahren jemand leicht als Spinner abgetan werden konnte, was heute zum Bedauern vieler nicht mehr so leicht möglich ist - und "eine aus der Biologie hervorgegangene Wissenschaft, die sich mit den Wechselbeziehungen zwischen den Organismen und der unbelebten und der belebten Umwelt befasst. Sie unterscheidet ihre zeitliche Entfaltung, Krisen in ihrer Entwicklung und Mechanismen der Wiederherstellung von Gleichgewichten. ... Sie benutzt Erkenntnisse jeder speziellen Grundlagenforschung, indem sie die gewonnenen Einzeldaten zu einem Gesamtverständnis verbindet und damit die Bedingungen für stabile und kritische Entwicklungen in der Zukunft aufzeigt. Sie kann damit Auskunft geben über die Belastbarkeit von Ökosystemen, die Folgen einseitiger Eingriffe aufzeigen. Gegenüber den auf die Durchsetzung von Teilansprüchen angelegten Spezialwissenschaften leistet sie einen idealen Beitrag: Sie erzieht zu kooperativem Denken und zur Rücksichtnahme."(Lexikon)
S
Satz
Die massive Wellerwand wird in drei Sätzen von je 70 - 100 cm Höhe erstellt. Nach der Fertigstellung eines Satzes wird die Wand geglättet. Der nächste Satz wird begonnen, wenn der schon fertiggestellte Satz genügend fest geworden ist.
Schluff
Feinsand mit Korngrößen 0,06 - 0,002 mm, oft auch Täuschlehm genannt, da er bei der Nagelprobe wie Ton glänzt, aber keine Klebekräfte hat
Schwemmlehme
"ist meistens ein Gemisch älterer Lehme, die durch Wasserläufe aus den früheren Lagwerstätten abgeschlämmt und in ruhigem Wasser wieder abgesetzt worden sind. Schwemmlehm ist gelegentlich mit schwachem Sand-, Kies- oder Geröllflözen durchsetzt. Humusbeimengungen machen ihn als Baulehm untauglich."(DIN 18952)
Selbsthilfe
Der hohe Anteil von möglicher Selbsthilfe (Eigenarbeit, Nachbarschaftshilfe) bei guter fachlicher Anleitung spricht auch heute noch für den Lehmbau
Skelettbau
tragende Rahmenkonstruktion mit nichttragenden Ausfachungen zwischen den Stielen, als Holzskelettbau heute das Traggerüst für die meisten (Leicht-) Lehmhäuser
Sperrstoffe
Anstriche, Pappen, Folien Dichtungsmaterialien, Putze usw., die ein Bauteil oder ein Bauwerk gegen Eindringen von Wasser, Wasserdampf und Luft schützen
Stabilisierung
Verbesserung der Materialeigenschaften (Druckfestigkeit, Wasserresistenz, Verminderung der Trockenschwindung) durch Beimengung von Zuschlagstoffen und Verdichtung
Staken und Geflecht
Wie Wände ursprünglich gebaut wurden, hört man noch aus dem Wort heraus: Wand, winden, gewundenes. Auch das Wort Fach (Fachwerk) hat diese Wurzel: pak - festmachen, binden, flechten. Im Flechtwerk aus Staken und Weiden kann man es dann sehen, bevor der Strohlehmbewurf es zudeckt - oder nachdem er abgewittert ist.
Stampfer
pneumatischer Stampfer mit Kompressor sehr leistungsfähiges Handstampfgerät oder Vibrationsstampfer als elektrisch betriebenes, teilweise selbsttätig wanderndes Stampfgerät
Strohlehm
"Strohlehm (Faserlehm) ist Lehm, dem Stroh oder andere Faserstoffe wie Heidekraut, Häcksel, Scheben und dgl. so reichlich zugesetzt sind, dass das Raumgewicht höchstens etwa 1700 kg/m³ beträgt."(DIN 18951)
Strohziegel
"Daß diese Ziegel, wegen des untergemischten Strohes niemals so scharfe Ecken haben wie die ordinairen Ziegeln, darf man sich nicht befremden lassen .. "(Goldfuß 1794)
T
Tacitus
schreibt über den deutschen Lehmbau in seiner Schullektüre, der Germanica, nicht sehr verlockend:"Auch Bruchsteine und Ziegel sind bei ihnen nicht in Gebrauch; zu allem verwenden sie unbehauenes Bauholz mit seinem unschönen, reizlosen Aussehen. Manche Wandstellen bestreichen sie freilich recht sorgfältig mit so sauberem, glänzendem Lehm, daß es wie eine Bemalung und farbige Verzierung wirkt."
Ton
Das Wort Ton leitet sich aus der Wortgruppe tahe, than, dahe ... ab, die die Bedeutung (beim Austrocknen) Dichtwerdendes hatte. Verwandte Worte sind gedeihen, mittelhochdeutsch dihen: wachsen, gedeihen, austrocknen, dicht werden. Es hat keine gemeinsame Herkunft mit dem anderen Wort Ton, das sich aus ton, don: Melodie. Laut, Stimme, lateinisch tonus: Anspannen, Spannung der Saite, Ton, Klang herleitet
Tonmineralien
Auch Ton ist schon ein Gemisch aus Sand und dem eigentlichen Tonigen, den Tonmineralien. Die bekanntesten sind Kaolinit, aus dem Porzellan hergestellt wird, Montmorillonit, dem wichtigsten Bestandteil des Bentonit, einem Verwitterungsprodukt aus vulkanischen Aschen, das zum Plastifizieren von Tonen verwendet wird, Illit und Chlorit. Die Tonmineralien sind unvorstellbar kleine Kristallblättchen, deren elektrostatische Aufladung die Klebekraft des Tons ausmacht. Je mehr Sand als Füllmaterial im Ton ist, desto magerer nennt man ihn. Fetter Ton besteht etwa zu zwei Drittel aus Tonmineralien, bei 50% spricht man von lehmigem Ton, toniger Lehm hat nur noch ein Drittel, Lehm ca. 20% und sandiger Lehm 10% Tonmineralien. Baulehm soll 10-15% Tonmineralien haben, für Leichtlehmbauweisen bis 30%, der Rest ist Schluff, Sand und ev. Kies. Die Eigenschaften des Lehms werden durch Art der Tonmineralien und durch die Beimengungen bestimmt.
V
W
Wellerstaken
Unter Weller wurden auch armdicke Hölzer, Staken verstanden, die mit Strohlehm umwickelt wurden. Diese Weller wurden zur Ausfachung der Fachwerkwand (Wellerstakenfachwerk), für Dec ken (Wellerdecke) und die Herstellung von Rauchfängen (Welleresse) verwendet. Diese mit Stroh und Lehm umwickelten Wellerhölzer dürfen nicht mit dem massiven Wellerbau verwechselt werden.
Wellerwand
(auch gewellerte Lehmwand, Wällerwand, Schwalbennestbau, Wellertretbau). "Wellerwände werden in mehreren 'Sätzen' von höchstens 1 m Höhe mit kräftigen Gabeln im Verbande, die Sockelwand innen und außen um etwa 10 cm überragend, aufgesetzt und festgetreten. nach dem Antrocknen werden Wandflächen fluchtgerecht abgestochen." Der Baustoff wird aus fast fettem bis fettem Baulehm mit bis zu 400 mm langem Stroh oder auch Heidekraut als Zuschlagstoff aufbereitet.
Wickelboden
mit Stroh umwickelte Staken werden in Nuten zwischen zwei Balken eingeschwenkt und dicht aufeinandergetrieben. Der Raum oberhalb der umwickelten Stake wird mit Lehm gefüllt.
Widerstand
erfuhr der Lehmbau in diesem Jahrhundert vor allem aus Kreisen der Ziegelindustrie, so ihr Kommentar zum Lehmdrahtbau des Baurats Paetz:"... die Bauwelt muß es ablehnen, daß man auf die ursprünglichen Baukünste von Zigeunern und Persern zurückgreift."
Z
Zement
feingemahlenes hydraulisches Bindemittel, erforderlich für besonders hohe Festigkeiten und Wasserresistenz. Fast in jedem Land werden Kalk und Zement benutzt, um die Druckfestigkeit und Wasserresistenz von Lehmsteinen zu erhöhen. Die verblüffenden Erfolge - der Verfasser stand in Indien auf stabilisierten Lehmgehwegplatten, die schon zwei Monsune erlebt hatten - stehen sehr im Gegensatz zu der bei uns verbreiteten Meinung, daß Kalk und Zement die Bindekräfte des Lehms schwächen. Näheres dazu erwarten wir seit längerem von Forschungsberichten aus Kassel.
Ziegeleien
als Verbündete des Lehmbaus zu gewinnen, ist schwierig aber lohnenswert, da sie über Maschinen und Materialkenntnisse verfügen, die der Lehmbau braucht. (siehe aber auch Widerstand).
Zuschlagstoffe
Form- bzw. Festigkeit gebendes Gerüst einer Lehm- oder Mörtelmasse; notwendiger Bestandteil, neben dem Bindemittel und Wasser.
Zwangsmischer
Man findet ja schnell heraus, dass das Durchkneten des Lehms mit den Füßen zwar angenehm aber fürs Geldverdienen doch etwas zeitaufwendig ist. Als Alternativen versucht man es dann mit dem Freifallmischer, der auf jeder Baustelle vorhanden ist und dessen Wirksamkeit sich noch mit ein paar Wackersteinen erhöhen lässt, mit der berühmten Bäckerknetmaschine, mit der Breidenbachschen Rührtonne und landet über kurz oder lang beim Zwangsmischer in seinen unterschiedlichsten Ausführungen, der dann auch richtig ins Geld geht.
Autor: Burkard Rüger